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Das Township - Der feine Unterschied zwischen Schwarz und Weiß

Aktualisiert: 9. Nov. 2019

In den nächsten drei Artikeln, möchte ich in kleinen Häppchen, mit Teils amüsierenden, aber auch erschreckenden Geschichten aus meinem Alltag einen kleinen Einblick in Townships und damit im weiteren Sinne auch auf die südafrikanische Gesellschaft bieten.


(Siehe Teil 1) ... Und genau jetzt wird es interessant, denn das Gesetz, welches vor knapp 100 Jahren den Beginn einer grausamen, menschenunwürdigen und von unfassbarem Leid erfüllten Siedlungspolitik begründete, wirkt bis heute.

Bei jedem weiteren Stück Geschichte, auf das ich bei der Recherche stieß, wurde mein Erschrecken größer. Wie bei einem obskuren Cluedo-Spiel, fand ich, zu fast jedem in heutigen Townships zu findenden gesellschaftlichem Basisproblems, ein Stück Legislatur aus der Apartheid, das, wenn es das Problem nicht sogar erst erschaffen, es dies zumindest im erheblichen Maße verstärkt hatte.

1956 - A sign common in Johannesburg.

Fangen wir dazu mit dem wohl offensichtlichsten an, mit der Segregation und dazu muss ich eine Geschichte erzählen, die mir am letzten Wochenende passiert ist, weil sie einfach zu gut passt und auf eine lustige Weise, die eigentlich traurige Gesamtsituation beschreibt.


So trag sich es zu, dass sich vor circa einer Woche ein weißer Mit-Freiwilliger von mir entschied (ja das er weiß ist, ist leider wichtig), abends mit zu Freunden von mir zu kommen, die im Motherwell-Township leben.

Um an dieser Stelle direkt kurz für ein bisschen mehr Verständnis zu Sorgen, sollte man, denke ich, erwähnen, dass ich von den aktuellen Freiwilligen eigentlich der einzige bin, der in diesen Gegenden auch in seiner Freizeit unterwegs ist.

Ich denke, dies hat sich aus dem simplen Grund entwickelt, dass ich durch meine Einsatzstelle schon relativ früh mit vielen Menschen im Township in Kontakt getreten bin, ich von Anfang an also eine ganz andere Beziehung zum Thema 'Township' hergestellt habe. Einfach weil viele Mitarbeiter von mir dort wohnen, ich sie also nach der Arbeit manchmal nach Hause fahre und auch hin und wieder bei ihnen eingeladen bin.

Dementsprechend war dieser Abend auch für mich eine völlig neue Erfahrung, da ich vorher noch nie mit jemandem weißem abends im Township unterwegs war, was mir im ersten Moment gar nicht so klar war.


Umso unglaublicher habe ich daher wahrgenommen, was als nächstes passierte.

Selbstverständlich wollten ihm meine Kumpels erst einmal zeigen, wo sie überhaupt leben und wir haben eine kleine sichere (keine Sorgen bitte) Nachtwanderung durch ihre Nachbarschaft unternommen und die Blicke, die mein Mit-Freiwilliger bekommen hat, waren einfach unbezahlbar. Den Leuten sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen, weil das, vermute ich zumindest, das erste Mal in ihrem gesamten Leben war, dass sie einen weißen nachts gehend auf ihren Straßen gesehen haben.

Und dann kam das Highlight des Abends, der Moment als wir dort eine der kleinen Bar ähnlichen Tavernen betraten, den man wohl kaum besser verbildlichen kann, als hätte man gerade seelenruhig den Raum mit einem ausgewachsenen Löwen an der Leine betreten. Die Münder hätten wohl nur noch weiter offen gestanden, wenn im selben Moment noch Jesus durch die Decke gefallen wäre. Gleich darauf wurden ihm, schon mehr Drinks angeboten, als ein einziger Mensch überhaupt trinken könnte und wir haben den Ort schnell lieber verlassen.


Natürlich war dies keine repräsentative Erfahrung. Doch zeigt dieses Beispiel, glaube ich, mehr als deutlich, dass auch heute noch eine starke räumliche Trennung zwischen 'whites' und 'non-whites' vorliegt, ganz besonders in den unteren Schichten.

Sogar in den ehemaligen 'coloured'-Townships in den sog. 'Northern Areas' in Port Elizabeth trifft man nur selten einen 'black' oder gar 'white'.

Auch darüber hinaus ist es doch auffällig, wie selten man gemischte Liebespaare sieht.


Erst diese Woche meinte ein weißer junger studierender Südafrikaner wie selbstverständlich zu mir, dass er niemals eine schwarze ('black') Frau haben wollen würde und ist, als ob es das normalste auf der Welt wäre, davon ausgegangen, dass das bei mir als 'coloured' genauso wäre und ich nur 'coloureds' date.

Es ist unübersehbar, wie wenn man in bestimmte Bereiche von Port Elizabeth hineinfährt, auf magische Weise plötzlich fast alle Leute in den Autos um einen herum weiß werden und das in einem Land, in dem diese Bevölkerungsgruppe nur 9% der Gesamtbevölkerung ausmacht. Sogar in meinem Tanzstudio, das zufälligerweise genau in so einem Gebiet liegt, bin ich als Deutscher, der einzige nicht Weiße.

Das ist schon ein komisches Gefühl.


Die in der Apartheid geschaffene bzw. geförderte Segregation besteht also in großen Teilen der Stadt in der ich lebe noch immer. Und dabei leben in den hochpreisigen Vierteln leider auch nicht 90% 'non-whites' und 10% 'whites’, sondern eher das umgedrehte Verhältnis.


Natürlich schürt das Vorurteile und Rassismus, der in Südafrika definitiv noch immer allgegenwärtig ist. Sowohl bei 'white', als auch 'non-white'.

Ein Beispiel für dieses Gruppendenken, was mich ein bisschen zum Schmunzeln gebracht hat, weil in diese Anekdote alle drei großen ethnischen Gruppen vertreten sind, wäre, als mir eine ältere 'coloured'-Lady voller Überzeugung erzählte, dass Schwarze, den Weißen aus Rache für die Apartheidzeit gerne die Augen herausschneiden würden.

(Ich persönlich habe dazu rein gar nichts in den Nachrichten gefunden.)

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